Dienstag, 3. März 2015

Leben | Mama-Talk: Wie ich meinen Namen verlor oder das neue Wir-Gefühl


Meine Tochter ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt und so langsam habe ich mich daran gewöhnt:

Ich bin nicht mehr Ich. Nein, ich bin jetzt „Die Mama von…“.

Egal ob im Rückbildungskurs, beim Pekip, Babyschwimmen, im Kindergarten:

Überall bin ich nur noch „Die Mama von…“.

Von den vielen, vielen Müttern, die ich in den letzten zweieinhalb Jahren kennengelernt habe, kennen glaube ich die wenigsten meinen Namen. Umgekehrt ist es nicht anders.

Selbst mein Mann nennt mich nicht mehr Kerstin, für ihn bin ich meistens auch nur noch „Die Mama“. 
Nur meine Tochter ruft mich ab und zu „Mama Kerstin“. Ist ja auch verständlich, dass sie bei den vielen „Mamas von…“, von denen sie ständig umgeben ist, mal den Überblick verlieren kann.

Anfangs habe ich darunter gelitten. Hallo?? Mich gibt es auch noch! Ich bin nicht nur Mama. Ich bin noch so viel mehr und vor allem habe ich auch einen Namen! 

Aber, wie gesagt, so langsam habe ich mich daran gewöhnt. Und schließlich, wie so vieles, ist auch das nur eine Phase. Irgendwann, ungefähr in zwanzig Jahren, wenn meine Kinder aus dem Haus sind, wird man mich auch wieder bei meinem Namen nennen.
Falls sich dann noch jemand daran erinnert…

Aber auch wenn ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, bedeutet das nicht, dass ich es gut finde nur noch „Die Mama von…“ zu sein. Umso unverständlicher ist es daher für mich, dass manche Mütter ihre Identität quasi freiwillig aufgeben.

Neulich im Pekip-Kurs, die Mama von Klein-Benni (seht ihr, da ist sie wieder, die „Mama von…“):

„Wir sind wund!“. 

Oha!, dachte ich. Du haust ja hier intime Sachen raus. Ist mir doch egal wie und wo und wieso du wund bist. 
Bis mir dann langsam dämmerte: Ahhhhh, sie spricht nur von ihrem Sohn.

Aber warum zum Teufel, kann sie dann nicht einfach sagen „Benni ist wund“? Häh? Kann mir das mal jemand erklären?

Ich habe das damals schon nicht verstanden, als meine Freundin anfing von sich im Plural zu sprechen.

Ich, mit ungefähr 16 Jahren zu meiner damals besten Freundin:

„Du, sag‘ mal Tina, was machst du denn am Wochenende?“

Tina: „Wir wissen noch nicht, was wir machen.“

Uiuiuiuiui, dachte ich. Habe ich da was nicht mitbekommen? Tina, gibt es irgendwelche verborgenen Persönlichkeiten deines Ichs die ich noch nicht an dir kenne? Identitätsprobleme? Psychische Störung?
Irgendwann habe ich dann aber geschnallt, dass Tina von sich und ihrem neuen Freund redet.

Aber ich schweife ab, zurück zum Thema: Mamas, die von sich und ihrem Kind nur noch in der „Wir-Form“ reden.

In einigen Fällen trifft der Plural sicher zu:

„Wir schlafen immer noch nicht durch“. – Korrekt. Solange meine Kinder nicht durchschlafen, schlafe ich auch nicht durch. So isses leider.

„Tim-Lasse, wir werfen nicht mit Steinen!“ - Ja, das kann ich unterschreiben, mit Steinen werfe ich tatsächlich nicht.

„Marita-Sophie, wir nehmen der Leona nicht das Sandförmchen ab!“ – Nee, mache ich nicht, was will ich auch mit einem ollen Sandförmchen.


Dann wiederum gibt es Situationen, da wird es mit dem Plural schon schwieriger:

„Tamara-Natascha, wir haben genug gegessen, ein Stück Schokolade reicht.“ –
Mmmhhh, ich habe, wenn ich ehrlich bin, kein Problem damit die ganze Tafel zu verdrücken.

„Oh, Franz-Ferdinand, da haben wir aber ein schönes Bäuerchen gemacht!“. – Also, wenn ich es IRGENDWIE vermeiden kann, mache ich kein Bäuerchen mehr, zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

„Torben-Olaf, wir reden nicht mit vollem Mund.“ – Stimmt, in der Regel rede ich nicht mit vollem Mund. Aber, wie sagt man so schön? Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn ich meine Tochter davon abhalten will, das Essen, das ihr nicht schmeckt im hohen Bogen auf den Boden zu spucken, ja, dann kann es mir durchaus passieren, dass ich mit vollem Mund rede.

In bestimmten Fällen passt der Plural dann aber wirklich überhaupt nicht:

„Ohhh, da haben wir aber ein schönes Häufchen ins Töpfchen gemacht“. Definitiv nicht!! Ich bevorzuge da doch ganz eindeutig die Toilette!

So ihr Lieben, jetzt muss ich leider Schluss machen, wir müssen nämlich Windeln wechseln!

Alles Gute wünscht euch „Die Mama von…“ alias Kerstin M.

PS: Sämtliche Namen in diesem Post sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit lebenden Personen sind rein zufällig.

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